Bandido trifft auf Bandida

Vier Jahre lang versuchte Bandido, ganz allein aus dem Gefängnis zu entfliehen. Die Aufgabe der Spielerinnen und Spieler bestand darin, dies zu verhindern, indem sie jeden Tunnel sperrten. Jetzt kommt eine neue Figur ins Spiel: Bandida, ein weiblicher Ausbruch-Champion, der verschiedenste Aktionen auslöst und die Rollen des Spiels auf den Kopf stellt. Hadi Barkat, der Gründer von Helvetiq, erklärt, wie es zu dieser Fortsetzung kam.

 

Bandida: Das Interview zum Making-of

Helvetiq: Im Jahr 2016 lancierte Helvetiq das Kartenspiel Bandido. Was hat dir an diesem Spiel so gut gefallen, dass du dich entschieden hast, es ins Programm aufzunehmen?

Hadi Barkat: Bandido war Liebe auf den ersten Blick. Es war das erste und bisher einzige Spiel, für das wir uns nach der ersten Sichtung an Ort und Stelle entschieden. Die Einfachheit der Regeln und die intuitive Herausforderung haben uns sofort überzeugt. Der Prototyp hiess Gator Gutter. Lustig daran ist, dass ich ihn ein Jahr lang in meiner Tasche herumtrug, bevor wir uns schliesslich zusammensetzten, uns für das Sujet entschieden und es mit unserem Grafiker Lucas Guidetti Perez illustrierten. Hätte ich gewusst, dass das Spiel auf solche Resonanz stossen würde, hätte ich viel früher daran gearbeitet. Ganz schön blöd!

 

 

 

Wie bist du mit dem Autor Martin Nedergaard Andersen in Kontakt gekommen? War es eure erste Zusammenarbeit?

Ich lebte zu jener Zeit in Kopenhagen, und mein guter Freund Henrik erzählte mir von einem Familienvater, der sich zu Hause einfach hinsetzte und den ganzen Tag Spiele erfand. Ich würde ihn gern kennenlernen, sagte ich. Und so trafen wir uns in Martins Wohnung und spielten 30 Spiele nacheinander. Es war der Beginn einer grossartigen Zusammenarbeit, die in Spiele wie Bandido, Hippo und Colorfox mündete, um nur einige zu nennen.

Jetzt kommt Martin einmal pro Jahr in die Schweiz. Er wohnt dann bei uns, und wir spielen 50 Spiele pro Tag. Ich kann es kaum erwarten, ihn wieder mal zu sehen :)

 

Wie kam das Spiel an? Ist es schwer zu erlernen? Leicht zu gewinnen?

Die Regeln sind ganz einfach, aber gewinnen ist sehr schwer - auf diesen simplen Nenner lässt sich das Spiel bringen. Kooperation ist ein weiteres Merkmal - man gewinnt oder verliert gemeinsam. Das Spiel ist also ideal, um es mit Kindern unterschiedlichen Alters zu spielen. Manche Spielerinnen und Spieler sind in die Geschichte richtig eingetaucht … sie erzählten uns, dass sie nicht schlafen gehen konnten, bevor sie Bandido nicht gefangen hatten!

 

In diesem April hat Helvetiq während des Lockdowns eine Bandido Covid-19 Sonderausgabe lanciert. Weshalb diese kostenlose Print & Play-Version? Und wie hat sie funktioniert?

Es begann an einem Samstagabend damit, dass meine 10-jährige Tochter statt der üblichen Bandido-Zeichnung einen Virus malte. Sie schlug vor, dass wir mit dieser Karte spielen sollten, um das Virus einzudämmen. Zwei Tage später diskutierten wir im Team, und der kreative Prozess lief schon bald auf Hochtouren.

Die Parallelen waren von Anfang an sichtbar. Die während der Pandemie geforderten Verhaltensweisen stimmten perfekt überein mit den Werten, die unser Spiel vermittelt. Auch Covid-19 können wir nur erfolgreich bekämpfen, wenn wir als Gesellschaft kooperativ handeln. Entsprechend einfach liess sich die Botschaft auf das Spiel übertragen. Wir wählten symbolische Darstellungen von Verhaltensempfehlungen, beispielsweise Social Distancing, mit denen die Spielenden den Tunnel blockieren konnten.

In den ersten 4 Tagen wurde Bandido Covid-19 Free Print & Play 11'000 Mal heruntergeladen. Wir erhielten so viele positive Rückmeldungen, es haute uns fast um. Manchen war die Tinte ausgegangen, und so zeichneten sie die Karten einfach selbst, von Hand.

 

Und jetzt hat Bandido Gesellschaft bekommen - Bandida. Warum diese Fortsetzung mit einer weiblichen Hauptfigur?

Bandido hat eine riesige Fangemeinde. Innerhalb der letzten vier Jahre haben wir mehr als 190'000 Exemplare in 30 Länder verkauft. Das ist die beste Motivation für Kreativität. Zugleich wollten wir unseren Bandido-Fans ein zusätzliches Erlebnis im gleichen Spieluniversum bieten.

Den Auslöser für eine Fortsetzung mit weiblicher Spielfigur gab aber @girldotgame. Sie ist grossartig im Cosplay und hat mit ihrer Interpretation von Bandido das Feuer für ein weibliches Pendant entfacht. Danke Tatiana!

 

 

 

Was ist neu im Spiel Bandida?

Bandida kann in drei Varianten gespielt werden. 1. Variante: Man verhindert, dass Bandida entkommt. 2. Variante: Man hilft Bandida bei der Flucht, wechselt also die Rolle. In der 3. Variante schliesslich hilft man Bandida, mit Bandido zusammen zu fliehen.

Neu ist auch, dass die Tunnelkarten manchmal Symbole aufweisen. Diese Karten lösen im Spiel Aktionen aus, machen es interaktiver und etwas komplexer. Ein Beispiel: Bei einer bestimmten Aktionskarte darf eine Runde lang nicht gesprochen werden, bei einer anderen dürfen zwei Karten direkt hintereinander gespielt werden. Die Regeln bleiben trotz diesen Aktionen leicht verständlich. Und auch das Solospiel ist weiterhin gut möglich.

 

In der dritten Spielvariante sind Bandida und Bandido gemeinsam unterwegs, als Bonnie & Clyde gewissermassen. Für wen ist diese Variante gedacht und was benötigt man dafür?

Für diese Variante benötigt man das Spiel Bandido. Man mischt Bandidos Superkarte unter die Bandida-Karten und versucht, alle Tunnel bis auf einen zu schliessen. Dieser Tunnel, der mit einer Leiter endet, führt die beiden Liebenden in die Freiheit. Meine Mädchen nennen diese Variante Bandidado. Sie ist die am häufigsten gespielte Variante in unserem Haus.