Auf Wanderschaft - mit erfrischender Belohnung zum Schluss
Seit dem ersten Band 2014 ist die Helvetiq-Reihe Bier- und Weinwandern zu einem weltweiten Bestseller geworden, der sich in Europa und Nordamerika über 200 000-mal verkauft hat. Fünf unserer Autorinnen und Autoren erzählen von ihrer Motivation für die Projekte.
von Anika Clausen
»Leidenschaft«, »Liebe« und »Vergnügen« sind einigeder Schlüsselwörter, die unsere Autorinnen und Autoren von Wein- und Bierwanderbüchern als Motivation für diese Projekte angeben. Er sei seiner Liebe zum Wein einfach ausgeliefert gewesen und habe gar nicht anders gekonnt, als darüber zu schreiben, sagt z. B.Jack Costa, der Autor von Wine Hiking Oregon. Die Inspiration für ihre beiden Titel Randos Bière Bretagne und Randos Bière France fanden Fabien und Benoit Luisier dagegen im ersten Band der Gesamtreihe, Bierwandern Schweiz. Das wanderbegeisterte Paarfand rasch heraus, dass das Besondere an der Arbeitan einem Bierwanderbuch nicht nur die erfrischendeBelohnung nach jeder Wanderung ist, sondern auch,dass diese Arbeit viele schöne Begegnungen mitörtlichen Bierbrauerinnen und Bierbrauern und dieEntdeckung lokaler Produkte miteinschließt. Die Motivation, einen Wanderführer zu schreiben, der zwischen 30 und 70 Touren umfasst, speist sich aus vielen Quellen.
Die wichtigste ist die Bedeutung der Region für die jeweilige Autorin oder den jeweiligen Autor. Denn für sie geht es meist um weitaus mehr als um die Erkundung eines malerischen Landstrichs. » New York bedeutet für mich Heimat «, bemerkt Jason Friedman, der in den Vororten von NYC aufwuchs, in New York aufs College ging und fast 20 Jahre lang im Hudson Valley lebte – und dann gemeinsam mit Co-Autor Phil Vondra Beer Hiking New York State schrieb. Auch Kendall Hunter, die Verfasserin von Beer Hiking Canadian Rockies hat einen starken persönlichen Bezug zu den kanadischen Rocky Mountains: Sie hat in der Region »gleichzeitig Ski fahren und laufen gelernt«
Die Qual der Wahl
Ein Projekt wie das Schreiben eines Bier- oder Weinwanderführers ist anspruchsvoll.
Am Anfang steht die Recherche: Die Autorinnen und Autoreninformieren sich über Brauereien und Weingüter, lesen andere Wander-, Wein- und Bierführer, bringen Fakten und Zahlen über die Routen in Erfahrung. Die Fülle an Informationen kann zunächst auch erschlagend sein: »Man fängt an, ein wenig durchzudrehen «, gesteht Jason. Die folgende Phase besteht darin, die besten Kombinationen aus Wanderung und Verkostungsort zuermitteln. Das ist häufig ein mühseliges Unterfangen, da viele Brauereien oder Weingüter nicht in der Nähe eines Wanderwegs liegen, während die schönsten Routen vielleicht gerade nicht eine Brauerei oder ein Weingut passieren. Ist die erste Auswahl getroffen beginnt schliesslich der eigentliche Spass: jede Menge Wanderungen, gekrönt von ortstypischem Wein oder Bier. Doch auch diese Phase kann anstrengend und zehrend sein, etwa auf-grund von schlechtem Wetter, plötzlichen Verletzungen, Weglänge oder dem Anspruch, sinnvolle Daten zu erhalten. Nichts destotrotz sind sich allebefragten Autorinnenund Autoren darin einig,dass die positiven Aspekte dieser Projekte bei Weitem überwiegen. Die Autorinnen und Autorener leben während dieser Phase auch immer wiederkostbare Momente mit Bekannten und der Familie. Fabienne und Benoit beispielsweise machten mit ihrem Hund einen zwei Monate langen Roadtrip,um die besten Wanderungen für ihre Bücherauszuwählen. Ihre schönste Erinnerung?Ein Abend mit den Besitzern einer Lodge,die ihr Bier über dem offenen Feuerbrauen. Auch Kendall und Jason nutztendie Gelegenheit, Zeit mit ihren jeweiligenKindern zu verbringen. Kendall und ihreTochter besuchten die schönsten Ortein den Rocky Mountains, in Kombinationmit »guten Gesprächen, Lachen unddem unvergesslichen Anblick einesatemberaubenden Bergsees.« Jason undseine Tochter fuhren dagegen zusammenüber das Wochenende weg und unternahmenin dieser Zeit nicht nur eine, sondern vierWanderungen! Ein unvergessliches Erlebnisfür Jack schliesslich war, dass seinePartnerin ihn zwei Wochen lang auf seinemWanderabenteuer begleitete. Erlebnisse mit Freunden und der Familie, den Aufbruch in ein Abenteuer und darum, interessante Menschen kennenzulernen.
Allein in den Rockies
Am Ende des Projekts bleiben den Autorinnenund Autoren ganz unterschiedliche Erkenntnisse aus dieser Erfahrung im Gedächtnis. So wanderte Kendall auf der Suche nach Routen für ihr Buch meist solo durch die kanadischen Rocky Mountains– auch wenn dies aus Sicherheitsgründen nicht empfohlen wird. Denn trotz aller Vorsichtsmassnahmen und obwohl sie sich bemühte, Lärm zu machen, fragt sie sich bis heute, wie viele Schwarz- oder sogar Grizzly-bären ihr näher kamen, als sie sich vorzustellen wagt! Für Jack führte das Schreiben seines Weinwanderführers zu beruflichem Erfolg und ermöglichte ihm, einen langegehegten Traum zu erfüllen: »Wenn ich die Gelegenheit hätte, würde ich noch ein Buch schreiben.« Abenteuerliche Wanderungen, das (Wieder-)Entdecken der eigenen Heimat oder inspirierende Begegnungen mit den leidenschaftlichen Menschen in den Brauereien und Weinkellern mögen für manche das Beste am Verfassen eines Bier-oder Weinwanderführers sein. Für andere wiederum ist das Schreiben selbst das Beglückendste an der Sache.
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